Warum Pausen und Urlaub wichtig sind – auch wenn Du Deinen Job liebst

von | 5. Okt 2022 | Alltagstipps | 1 Kommentar

„Wenn Du Urlaub von Deinem Job brauchst, hast Du den falschen Job.“ Das lese ich sehr oft in den sozialen Netzwerken, oft von irgendwelchen Menschen, die mir erzählen wollen, mit meinem Mindset stimme etwas nicht. Und es macht mich wütend – so wütend, dass mir jetzt mal gezielt der Kragen platzt. Achtung, dieser Artikel kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten!

Wo zum Donnerwetter sind wir hingekommen, dass unser Leben jetzt nur noch aus Job bestehen darf? Und wenn Du tausendmal ein Herzensbusiness oder Soulbusiness hast (auch so Triggerbegriffe, bei denen ich im Viereck spei… springen möchte!), und egal, wie gerne Du es machst, und egal, wie sehr Dein Job kein Beruf, sondern Berufung ist – es gibt doch ganz klar noch mehr im Leben als nur den Job, die Berufung, das Herzensbusiness.

Schaffen, sparen, Häusle bauen – und dann tot umfallen?

Ich glaube, die jüngere Generation der heute 20-jährigen hat das begriffen und ist uns, der Generation 40+, um Längen voraus. Bei uns gibt’s nur „schaffen, sparen, Häusle bauen“, wie man im Schwäbischen sagt, am besten bis ins Grab. Und wenn Du keine Leistung bringst, am besten rund um die Uhr, dann bist Du nix wert. Dazu passt auch, dass in vielen anderen Ländern die 4-Tage-Woche eingeführt wird, während man bei uns darüber diskutiert, die Rente mit 99 einzuführen und die Wochenarbeitszeit zu erhöhen. Hallo, geht’s noch? Wo sind wir denn falsch abgebogen?

Genau in diese Kerbe schlägt auch dieser selten dämliche Ausspruch „Wenn Du Urlaub von Deinem Job brauchst, hast Du den falschen Job.“ Das ist totaler Quatsch. Denn es ist völlig egal, wie gern Du Deinen Job machst: Pausen und Urlaub sind wichtig. Man kann einfach nicht 365 Tage im Jahr 24 Stunden am Tag produktiv, kreativ, aktiv sein, das geht einfach nicht. Wer wirklich effizient arbeiten und bei seiner Arbeit auch Qualität abliefern will, der braucht dafür vor allem eins: Pause. Denn die ist wichtig für unseren Kopf und unseren Körper.

Nur wenn ich mir Pausen gönne, kann ich Leistung bringen

Egal, wie sehr wir unseren Job lieben, wir brauchen diese kleinen Inseln im Alltag, in denen wir zur Ruhe kommen können. Ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen: Ich mache meinen Job wirklich gern, hab Spaß dabei und darf ganz wunderbare Menschen kennenlernen und mich mit vielen verschiedenen spannenden Themen beschäftigen. Ich darf die Dinge tun, die ich gut kann und dir mir liegen. Aber ich merke auch ganz deutlich, wenn es Zeit für eine Pause ist, sei es die kurze Kaffeepause auf dem Balkon mit einer Runde Katzen kuscheln, der Spaziergang, die Entspannungsübung oder die Urlaubspause. Denn es kommt irgendwann der Punkt, an dem der Kopf nicht mehr mag. Und mein Kopf ist mein Kapital, mein Arbeitsgerät. Das muss ich hegen und pflegen, denn ohne meinen Kopf läuft nix. Ist übrigens bei Leistungssportlern ähnlich, auch die haben und brauchen ihre Erholungsphasen, weil sonst der Körper irgendwann nicht mehr mitmacht.

Dabei ist es egal, wie gerne ich meinen Job mache und wie viel Spaß bei der Arbeit ich habe. Ohne Pause geht einfach irgendwann nix mehr. Selbst Maschinen können nicht im Dauerbetrieb laufen, ohne irgendwann mal gewartet zu werden. Und wir sind ja immerhin noch Menschen, keine Maschinen – Wartung und Pflege ist also noch viel wichtiger, weil nicht nur Technik in uns steckt, sondern auch Emotionen, die Psyche. Und wir werden ja auch nicht von einem Kraftstoff angetrieben, Benzin kann man einfach nachkippen – bei uns Menschen geht das nicht. Wir laufen halt mit Batterien bzw. Akkus, und die müssen von Zeit zu Zeit aufgeladen werden.

Kreativität und Qualität brauchen Auszeiten

Wer meint, im Dauerbetrieb durchbuckeln zu können, weil’s ja ach so viel Spaß macht, der wird irgendwann seine Arbeit nicht mehr richtig und mit der gewohnten und erwarteten Qualität machen können. Egal, wie sehr man das vielleicht will. Grade wenn man mit Menschen arbeitet oder wenn man Kreativität braucht, sind Pausen und Auszeiten wichtig. Das muss nicht immer der dreiwöchige Urlaub auf den Malediven sein, es kann auch hier vor der Haustüre schön sein. Und manchmal reicht schon ein Wochenende, um wieder Kraft tanken zu können, um dein Kopf wieder freizubekommen.

Ich glaube ja, dass die Menschen, die meinen, man bräuchte keinen Urlaub, wenn man seinen Job nur gern genug macht, tief in ihrem Inneren sehr unglücklich sind und so versuchen, sich selbst einzureden, dass alles in Ordnung ist. Aber das ist nur so eine Vermutung, eine Beobachtung. Oder dass sie eben allen signalisieren wollen, wie tough sie sind. In Zeiten, in denen Weinen vollkommen in Ordnung ist und nicht mehr als Zeichen von Schwäche gilt, braucht es wohl etwas anderes, um die eigene Stärke zu demonstrieren. Nur glaube ich da halt nicht dran. Genausowenig wie ich all die glitzerpolierten Insta-Wahrheiten glaube, genauso wenig wie ich den ganzen Coaching-Gurus glaube, die mir erzählen wollen, dass sie 100-stellige Umsätze mit vier Stunden Arbeit pro Woche schaffen.

Es gibt nur DEINEN Weg

Nein, ich glaube, dass das, was uns so oft als die ultimative Wahrheit verkauft wird, nicht mehr ist als ein modernes (Horror-)Märchen, mit dem nur versucht wird, sich selbst besonders gut darzustellen (und möglicherweise andere schlecht aussehen zu lassen, um selbst besser dazustehen – aber das ist schon eine etwas gemeine Unterstellung.) Glaub mir, Du bist vollkommen in Ordnung, wenn Du nicht 24/7 arbeitest, sondern auch mal eine Pause brauchst. Du bist vollkommen richtig, so wie Du bist. Es ist absolut okay, nicht so zu sein, wie alle anderen und wie alle anderen meinen, man müsste so sein. Es ist absolut okay, wenn Du Deinen eigenen Weg suchst – und hoffentlich auch findest. Denn den einen richtigen Weg gibt es nicht. Es gibt nur Deinen!

Dieser Spruch hängt an meiner Büro-Wand, um mich immer wieder daran zu erinnern, dass ich einfach ich bin und nicht die anderen. Denn auch ich komme aus einer Generation, die dazu erzogen wurde, möglichst nicht aufzufallen und möglichst nichts zu tun, worüber „die anderen“ reden könnten.

Wer clever ist, macht Pause!

Soll ich Dir ein Geheimnis verraten: Sie tun es trotzdem. Völlig egal, ob Du so bist, wie Du für die anderen zu sein hast oder nicht. Geredet wird immer. Und nicht auffallen mag zwar ein cleverer Schachzug sein, wenn Du grade eine Bank ausgeraubt hast, dann würde ich Dir auch dazu raten. In den meisten anderen Situationen solltest Du einfach nur Du selbst sein und Dinge so anpacken, wie es für Dich richtig ist. Und wenn Du dreimal im Jahr Urlaub machst, dann liegt das nicht daran, dass Du nicht gut genug bist, um 365 Tage durchzuarbeiten, sondern es liegt daran, dass Du besonders clever bist und erkannt hast, dass Auszeiten Dich nur besser machen, Dich inspirieren, zu neuen Höchstleistungen bringen können.

Denkst Du regelmäßig an kleine und größere Auszeiten? Wann hast Du das letzte Mal Pause gemacht?

1 Kommentar

  1. Wow. mega genial geschrieben. trifft meine Denkweise auf den Punkt.
    Danke
    gut gemacht 🤗

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Wenn du die Kommentarfunktion verwendest, wird neben den Daten, die du eingibst, aus Sicherheitsgründen auch für 60 Tage deine IP-Adresse gespeichert. Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * markiert. Weitere Informationen über die Datenspeicherung und -Verarbeitung findest du in unserer Datenschutzerklärung.

Datenschutzhinweise

Du kannst deine Einwilligung zum Empfang jederzeit für die Zukunft widerrufen. Dazu befindet sich am Ende jedes Newsletters ein Abmeldelink. Die Angabe deines Vornamens ist freiwillig und wird nur zur Personalisierung des Newsletters verwendet. Deine Anmeldedaten, deren Protokollierung, der Mailversand sowie statische Auswertung des Leseverhaltens werden über MailerLite (Irland) verarbeitet. Wenn du dich zu unserem Newsletter anmeldest, stimmst du dieser Datenverarbeitung zu! Mehr Informationen dazu erhältst du auch in unserer Datenschutzerklärung.

Lebensdolmetscher-Akademie