Überall dröhnt es aus sämtlichen Coaching-Juke-Boxen: Du musst nur positiv denken! Ein Gespräch mit einem Klienten hat mich heute daran erinnert, dass ich schon lange Mal darüber schreiben wollte.
Das vielzitierte positive Denken hat nämlich einen Haken: Es funktioniert nur bedingt. Und auch nur, solange es uns richtig gut geht.
Aber mitten in der Krise braucht es ein bisschen mehr als ein freundliches Heile-Welt-Tralala.
Doch erst nochmal zurück zu dem Gespräch. Mein Klient und ich hatten vereinbart, dass er mindestens 1x am Tag notiert, was ihn heute glücklich oder wenigstens zufrieden gemacht hat. Was gut gelaufen ist. Aber auch das, was nicht funktioniert hat. Was blöd gelaufen ist, was ihm Kopfkino macht und was ihn nicht schlafen lässt.
Diese „Hausaufgabe“ hat er gemacht. 2 Wochen lang. Dann hat er aufgehört, weil es nichts zum Notieren gab. AHA. Es gab also weder etwas Gutes noch etwas Schlechtes.
Sich selbst wahrnehmen
Auf meine Frage, ob er sich in diesen Tagen selbst gar nicht wahrgenommen hat, antwortete er mit einem erstaunten „Hmmm, so habe ich das noch gar nicht gesehen!“
Was war passiert?
Einige Minuten später wurde ihm plötzlich klar, dass genau hier „der Hund begraben ist“. Viele Menschen in schwierigen Krisen-, Konflikt- oder Stress-Situationen nehmen sich selbst nur dann wahr, wenn irgendetwas passiert. Dazwischen ist Nichts.
Doch genau in diesem Nichts steckt unsere größte Chance, das Leben wieder richtig zu spüren. Ohne Schublade gut oder Schublade schlecht.
Ich erklärte ihm anhand eines Beispiels die Situation:
Stell Dir vor, du möchtest einen Marathon laufen. Was braucht es dafür? Etwas Lauftalent mit Sicherheit. Freude an Sport sowieso und Ausdauer. Ich selbst bin noch nie einen Marathon gelaufen (warum eigentlich nicht? Grins) aber ich bin mir sicher, dass es nicht über Nacht funktioniert. Ich bin mir aber sicher, dass jeder halbwegs gesunde Mensch dazu in der Lage ist – wenn er sich konditioniert und trainiert. Wenn er – um beim Thema Hund zu bleiben – den inneren Schweinehund von der Leine lässt.
Was positives Denken mit einem Marathon gemeinsam hat
Ein guter Ausdauerläufer weiß, dass gewisse Fakten eine große Rolle spielen: Das Training, die Ausdauer und der Wille zum Ziel.
Dasselbe gilt für das positive Denken. Wir können es halbseiden machen, solange es uns gut geht. Wir können es angestrengt üben, wenn es uns schlecht geht. Funktionieren tut es erst dann, wenn wir bestimmte Fakten kennen.
Wir müssen üben. Nicht einmal, nicht zweimal, nicht eine Woche lang und nicht nur zwei Wochen lang. Nach 2 Wochen wissen wir, dass wir tatsächlich besser werden, weil sich unsere Kondition verbessert. Wer dann aufgibt und denkt, dass er fit genug ist, um in 6 Monaten den Marathon laufen zu können, wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht als Erster das Zielband zerreißen.
Wer einmal den Hügel hinterm Haus hinaufkommt, ohne außer Puste zu sein, wird nicht in 4 Wochen auf den Mount Everest steigen.
Wer einmal das positive Denken ausprobiert hat, wird kein Meister darin, wenn er sich nach 4 Wochen wieder selbst verliert.
Trainings-Bedingungen für positives Denken
Positives Denken braucht ein paar Trainings-Bedingungen
Bedingung 1: Antworten finden
Mindestens eine klare Antwort auf DEIN WARUM. Warum willst Du anders, neu, und positiv denken lernen.
Mindestens eine klare Antwort auf DEIN WAS. Was soll sich mit positivem Denken verändern.
Bedingung 2: Klare Fakten finden
Der Weg in ein anderes Denken geht über 3 unabdingbar miteinander verbundenen Routen.
Die Achtsamkeit
Die Dankbarkeit und
Die Ausdauer.
Positives Denken funktioniert nicht nicht im „ein bisschen Schischi-alles ist gut-Modus“, sondern im Ausdauer-Training, besser noch im Zirkel-Training, damit mehrere Faktoren gleichzeitig trainiert werden können. (Wie das geht lernst Du in meinen Tages-Coachings)
Bedingung 3: Innere Hürden und Vergangenheiten überwinden
Heißt im Klar-Text: Die Bereitschaft, ab sofort mehr sehen und wahrnehmen zu wollen als das, was sich (scheinbar) bislang in Deinem Leben zeigt.
Bedingung 4: Die Bereitschaft, Verantwortung für Dich selbst zu übernehmen und den Chefsessel im Leben einnehmen zu WOLLEN! Wohlgemerkt mit allem, was zum Chef-Sein dazu gehört
Nach einem intensiven gemeinsamen Trainings-Tag meinte mein Klient freudestrahlend: Silke, jetzt weiß ich, warum Du Dich Trainerin nennst. Das war ein wahrhaft spannendes Zirkel-Training. Die einzelnen Übungs-Einheiten und der aufrüttelnde Streckenposten auf meinem Weg haben mich enorm weitergebracht. Jetzt bin ich warmgelaufen und bereit für meine neue Lebens-Strecke.
Liebevoll lächelnd versprach ihm, zwischendurch auf dem Posten zu stehen und ihm ein bisschen Weg-Proviant bereitzustellen. Denn das ist
Bedingung 5: Höre niemals auf zu trainieren. Es lohnt sich!
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